Kinderarbeit in der Lieferkette entgegenwirken

Bericht über das Jahr 2024

In Branchen mit globalen Lieferketten besteht leider immer noch ein Risiko, dass Zulieferer Kinder in ihren Herstell- und Anbauprozessen mitarbeiten lassen. Mit einer Risikoanalyse und zielgerichteten Massnahmen widmet sich die Weleda AG ihrer Sorgfaltspflicht, um Kinderarbeit bei Rohstofflieferanten entgegenzuwirken.

Wenn es um die wertvollen Rohstoffe für unsere Produkte geht, können wir bei Weleda auf eine über 100-jährige Tradition im bio-dynamischem und biologischen Anbau zurückgreifen. Unter anderem verfolgt Weleda seit ihrer Gründung damit auch das Ziel, eine soziale, regenerative Landwirtschaft zu fördern, denn sie gewährleistet höchste soziale Standards in Anbau und Ernte. Dennoch müssen auch wir uns in Zeiten komplexer globaler Lieferketten stringent und vorbeugend mit dem Risiko von Kinderarbeit auseinandersetzen. Wir haben daher ein mehrstufiges Verfahren zur Risikoanalyse für unsere Lieferketten entwickelt und angewendet.

Spielplatz in Marokko

Risikoanalyse

Gruppierung aller Lieferketten
Um die potenziell stärker für Kinderarbeit gefährdeten Lieferketten aus unserem System der Rohstoffbeschaffung herauszufiltern, haben wir über 5.500 Lieferketten analysiert und nach Produkten und Dienstleistungen gruppiert.

Lieferketten ohne Kinderarbeitsrisiko
Die Lieferketten wurden unseren Einkaufsbereichen Rohstoffe, Packmittel, Lohnherstellung sowie dem Bereich des sogenannten indirekten Einkaufs (Bezug von Waren und Dienstleistungen, die nicht direkt mit dem Produktionsprozess eines Unternehmens verbunden sind) zugeteilt. Bei der weiteren Risikoanalyse wurden folgende Kriterien angelegt:

Mit Blick auf unsere Lohnhersteller und Packmittel-Lieferanten steht fest, dass sie aufgrund ihres Sitzes in Deutschland oder Europa alle geltenden Regularien und Gesetze vor allem in Hinblick auf Kinderarbeit strengstens zu befolgen haben. Darüber hinaus liegt auch bei den Lieferketten im indirekten Einkauf aufgrund des hohen Automatisierungsgrades der Güter sowie dem direkten persönlichen Kontakt bei Dienstleistungen wie Consulting oder Montage kein signifikantes Risiko für Kinderarbeit vor.

Ferner haben wir die Kriterien des UNICEF „Children's Rights in the Workplace Index / June 2023" angewendet. Dieser Index gibt an, in welchem Ausmass die jeweiligen Länder Kinderarbeit mit entsprechenden Regularien und Gesetzen beseitigen und teilt den Ländern den Status „Basic“ (Minimaler Standard), „Enhanced“ (Erweiterter Standard) oder „Heightened“ (Gehobener Standard) zu. Ergänzend hierzu werden alle Lieferketten einer Prüfung unterzogen, die in der UEBT Risk Database in “human & workers rights”-risk als «hoch» eingestuft sind. Das heisst, auch Länder, die per se nicht wegen Kinderarbeit im Fokus stehen, können in Agrarlieferketten kritisch zu betrachten seinWeleda berücksichtigt die Risikoeinstufung der UEBT Risk Database systematisch und ergreift bei besonders sensiblen Fällen gezielte Massnahmen zur Risikominimierung – in Zusammenarbeit mit Partnern vor Ort.
Dies geschieht beispielsweise über eigene Programme zur Lieferantenentwicklung oder durch Audits und Zertifizierungen durch Dritte, deren Standards gezielt auf die identifizierten Risiken eingehen.
So wurden für 2024 mehrere Vor-Ort-Audits geplant und im Laufe von 2024 und 2025 durchgeführt.

Priorisierung nach Risikofaktoren
Im nächsten Schritt wurden die 95 Lieferketten mit dem höchsten Risiko danach sortiert, welche Rohstoffe per Hand gesammelt bzw. gepflückt werden, da hier das Risiko der Kinderarbeit potenziell am Höchsten ist. So blieben im Analyseverfahren für das Jahr 2024 noch 49 Lieferketten übrig, die von den zuständigen Einkäuferinnen einzeln mit Blick auf das Risiko für Kinderarbeit bewertet wurden. Die Bewertung erfolgt anhand relevanter Kriterien wie der Frage ob bei den jeweiligen Anbauern eine UEBT-Mitgliedschaft, eine UEBT-Zertifizierung oder eine Ecovadis-Zertifizierung vorliegt, ob Besuche in der Erntezeit stattgefunden haben oder ob Beschwerden anhand eines Whistleblowing-Systems vorlagen.

Im Ergebnis werden sieben der 49 ausgewerteten Lieferbeziehungen nicht weiterverfolgt und Beschaffungsbedarfe auf Partner-Lieferanten bzw. zertifizierte Lieferanten übertragen. Lieferanten mit einer UEBT-Zertifizierung, die seit über fünf Jahren besteht, werden 2025 einem Re-Assessment unterzogen.

Das Verfahren zur Risikoanalyse wurde als Grundlage zur Vermeidung von Kinderarbeit in unseren Lieferketten in unser bestehendes Lieferantenmanagementsystem integriert. Die Zusendung von Selbstauskunftsfragebögen in Bezug auf ökologische und soziale Nachhaltigkeit sowie Compliance erfolgt bei identifizierten Risikolieferanten.

Rosenfeld in Marokko in der Abendstimmung

Massnahmen zur Vermeidung von Kinderarbeit

Insgesamt steuert Weleda Kinderarbeit mit vielfältigen Massnahmen entgegen:

  • Weleda ist seit 2011 Mitglied der Union for Ethical Bio Trade (UEBT) und nimmt die Verpflichtung des UEBT-Standards zu  „Human and workers' rights Community well being and local development“ sehr ernst. Darüber hinaus sind unsere Anbaupartner teils selbst UEBT-Mitglieder und verpflichten sich, hohe Standards einzuhalten. Nicht zuletzt umfassen die Einkaufsbedingungen von Weleda natürlich die Zustimmung der Lieferanten zu hohen sozialen Standards, insbesondere auch zur Verhinderung von Kinderarbeit.
  • Für Beschaffungsregionen, in denen Kinderarbeit vermehrt auftritt, werden Alternativen gesucht und aufgebaut.
  • Weleda setzt eigene Sozialprojekte vor Ort bei den Anbauern um: In Marokko engagiert sich Weleda beispielsweise mit der Unterstützung einer Frauen-Kooperative, um Räumlichkeiten und Spiel- und Betreuungsmöglichkeiten für Kinder während der Erntesaison zu ermöglichen.
  • Effektive Massnahmen zur Vermeidung von Kinderarbeit gehen auch mit der Mechanisierung der Ernte einher. So wurden Anbaupartner in Moldawien dabei unterstützt, die Ernte durch maschinelle Gerätschaften effizienter zu gestalten, um so nachhaltig wettbewerbsfähig zu bleiben.  
  • Bei kritischen Rohstoffen im Hinblick auf Kinderarbeit werden unsere Anbaupartner zudem zur Erntezeit besucht, so dass sich Einkäufer:innen vor Ort ein Bild der Situation machen können. Bis dato gab es keine Verdachtsfälle hinsichtlich Kinderarbeit.

Weleda hat ein Gemeinschaftshaus und einen Kinderspielplatz beim Anbaupartner in Marokko finanziert.

Somit sind ein Rückzugsort und Kinderbetreuung bei der Rosenernte in Marokko gesichert.