CN: Die Hygienevorschriften sahen vor, dass die Haare mit einem besonderen Häubchen bedeckt werden. Für die Praktikantin war es keine Option, das Kopftuch abzulegen, was wir selbstverständlich respektiert haben. Mit dem herkömmlichen Häubchen für die Haare wäre ihr Kopftuch aber nicht abgedeckt gewesen. Um trotzdem die Hygienevorschriften einzuhalten, ist ein Kollege auf die Idee gekommen, ihr einen Ganzkörper-Maleranzug mit Kapuze vorzuschlagen. Ein anderer arabisch sprechender Kollege hat ihr die Situation ausführlich erklärt, weil mir wichtig war, dass sie versteht, dass wir sie nicht anders behandeln wollen, sondern wir dies tun, um die internen Vorgaben zu berücksichtigen und ihren Bedürfnissen trotzdem gerecht zu werden. Sie hat sich dann dafür entschieden. Wir könnten viele Beispiele nennen, in denen wir uns entschliessen, individuell nach Lösungen zu suchen, auch wenn es vielleicht mehr Aufwand bedeutet. Als wir zum Beispiel Kurzarbeit angemeldet hatten, hat Weleda entschieden nicht allen Mitarbeitenden die gleiche Arbeitszeitreduktion vorzugeben, sondern den Teams ermöglicht, sich selbst organisiert aufzuteilen. In manchen Teams hat dann die Person, die parallel drei Kindern betreuen musste, mehr reduziert und eine andere Person aus dem Team häufiger gearbeitet. Unser Grundsatz lautet: Alle Menschen sind gleichwertig, aber eben „nicht gleich”. Uns geht es auch nicht darum, möglichst vielen etwas zu ermöglichen, sondern eine qualitativ hochwertige Begleitung sicherzustellen, die den Menschen ernst nimmt, um den es geht. Vielfalt in diesem Sinne braucht Gestaltung und Menschen, die sich dafür engagieren wollen.