gesundheit

Zaubernuss - Hamamelis virginiana

Heilpflanzenportrait

Der Hamamelis-Strauch hat eine besondere jahreszeitliche Dynamik, da er im Winter blüht, wenn die meisten anderen Pflanzen sich in einer Ruhephase befinden. Die dafür notwendige Energie zeugt von einer besonderen Lebenskraft. Diese Kraft sammelt die Hamamelis offenbar im Sommer „innen“, während andere Pflanzen sie in Farbe, Blütenduft und Fruchtbildung nach „aussen“ tragen, und steht ihr dann zur Verfügung, wenn die meisten anderen Pflanzen sich in einer Winterruhe befinden.

Bereits im Jahre 1736 beobachtete der Botaniker Peter Collinson Heilkundige der Ureinwohner Nordamerikas, wie sie mit Blättern und Rinde der Zaubernuss selbst hartnäckige Verletzungen zu heilen vermochten. Hierzu wurden frische Zweige ausgekocht und der Sud anschliessend mit Alkohol konserviert.

Herkunft und Ursprung der Zaubernuss

Die Hamamelis virginiana kommt ursprünglich aus Nordamerika und gehört zur botanischen Familie der Zaubernussgewächse (Hamamelidaceae). Der lateinische Name „Hamamelis“ kommt aus dem Griechischen von „hamatos melos“ (= „hakiger Apfel“) in Anspielung auf die Form der Früchte, „virginiana“ deutet auf die Herkunft aus Virginia/USA hin.

Besonders wohl fühlt sich die Zaubernuss an felsigen Flussufern, im östlichen Nordamerika auch als strauchiges Unterholzgewächs der dortigen Laubmischwälder. Sie ist winterhart und bevorzugt feuchte, mässig nährstoffreiche Böden, die jedoch nicht dauerhaft nass sein dürfen, in voller Sonne oder im Halbschatten.  

Im Habitus ähnelt der baumartige Strauch der in Europa weit verbreiteten Gemeinen Hasel. Er besitzt ein kurzes Wurzelnetz und erreicht eine normalerweise eine Wuchshöhe von 3 bis 6 Metern. Die Blätter sind sommergrün, breit-elliptisch bis fast kreisförmig, 4 bis 17 cm lang und werden im Herbst abgeworfen. Hamamelis virginiana blüht im November mit goldgelben Blüten, deren vier bis zu 2 cm lange, fadenförmige Kronblätter stets leicht zerknittert aussehen. Fröste bis -10°C können sie gut überstehen, bei noch tieferen Temperaturen rollen sich die Blütenblätter eng zusammen und entrollen sich wieder, wenn es wärmer wird. Die Früchte der Zaubernuss reifen im darauffolgenden Sommer und sind holzige, dicht behaarte Kapseln von der Grösse einer Haselnuss. Sobald die Früchte reif sind, platzen sie auf und schleudern die öligen, 5 bis 9 mm grossen Nüsschen mehrere Meter weit weg. 

Welche Inhaltsstoffe kommen in der Zaubernuss vor?

Zur Herstellung werden vor allem die frischen oder getrockneten Blätter und die Rinde verwendet.

Die Blätter enthalten 3-8 % Gerbstoffe, Proanthocyanidine, Flavonoide, Kaffeesäurederivate und bis 5 % ätherisches Öl. In der Rinde finden sich zwischen 8 und 12 % Gerbstoffe, freie Gallussäure, Ellagitannin, wenig Catechingerbstoffe sowie bis 0,5 % ätherisches Öl.

Wie wirkt die Zaubernuss?

Hamamelis virginiana wirkt adstringierend, entzündungshemmend, örtlich blutstillend und wundheilungsfördernd, es hemmt die Sekretion und die Kapillarpermeabilität, verdichtet das Gewebe, auch eine vasokonstriktorische, mild oberflächenanästhesierende, sowie juckreizstillende Wirkung wird beschrieben. Die enthaltenen Gerbstoffe bilden eine abdichtende Gerbstoff-Protein-Membran, durch die Krankheitserregern das Eindringen erschwert wird, die ätherischen Öle wirken zusätzliche keimhemmend. Eine verminderte Durchlässigkeit der Kapillargefässe reduziert entzündliche Reaktionen und führt zur Abschwellung von Ödemen. Die Flavonoide der Zaubernussblätter haben antioxidative Eigenschaften, wirken gefässstabilisierend und reduzieren Allergiesymptome durch eine Hemmung der Histaminfreisetzung im Gewebe.

Anwendungen in der Volksmedizin

In der Volksmedizin wird die Hamamelis insbesondere bei akuten und chronisch entzündlichen Hauterkrankungen eingesetzt, z.B. bei Ekzemen oder Neurodermitis mit hartnäckigem Juckreiz, bei Hautpilzerkrankungen, Milchschorf, Windeldermatitis, Abszesse oder Altersjuckreiz. Aber auch zur Behandlung von Entzündungen im Genitalbereich oder Analekzemen, zur Dammschnittpflege und bei Hämorrhoiden und Beschwerden durch Krampfadern werden Auszüge aus Hamamelis traditionell eingesetzt.

Die Zaubernuss in der anthroposophischen Medizin

Ein Heilmittel aus Hamamelis übernimmt einen Prozess, der sich aus dem allgemeinen rhythmischen Körpergeschehen abgetrennt hat und setzt die darin krankhaft gebundenen Wesensglieder frei. Darüber hinaus gibt die Zaubernuss dem Blutorgan als Ganzes Form, wirkt heilsam auf Entzündungen und Erschlaffungsprozesse im venösen System und wird daher gegen Hämorrhoiden und Beschwerden durch Krampfadern eingesetzt. Zusammenfassend werden also arzneiliche Zubereitungen von Zweigen und Blättern der Hamamelis zur Anregung und Strukturierung der Heilungsprozesse bei Wunden und Gefässdeformationen eingesetzt, die durch einen Mangel an Struktur und Regenerationsfähigkeit entstehen.

Für die Naturkosmetik nutzt man die gewebestraffenden und die Hautdurchblutung sanft anregenden Eigenschaften von Hamamelisauszügen und –destillaten. In der Vorstellung vermag hier ein Strauch, der die Kraft hat, mitten im Winter zu blühen, in der winterlichen Sinnes-Nervenregion des Menschen, zu der die Haut gehört, gegen sich zu früh ankündigende Abbauzeichen der Haut unterstützend zu wirken.

Wie nutzt Weleda die Eigenschaften der Hamamelis?

Die Zaubernuss wird von Weleda als Wirkstoff sowohl in Arzneimitteln als auch in Naturkosmetikprodukten eingesetzt. In beiden Einsatzbereichen nutzen wir Hamamelis als Extrakt oder Wasserdampfdestillat entweder als Einzelwirkstoff oder in Kombination mit anderen Wirkstoffen. 

Das Destillat aus Hamamelis erfrischt, wirkt mild adstringierend und hautstraffend. Daher ist Hamameliswasser ein geeigneter Bestandteil für die Gesichtsreinigungsprodukte und Pflegeprodukte zur Verfeinerung des Hautbildes. Aber auch in Körperpflegeprodukten kommt das Destillat zum Einsatz.

Arzneimittel mit dem Wirkstoff der Hamamelis virginiana

Zur Linderung von Hämorrhoidalbeschwerden
10 Stk.